Donnerstag, 19. März 2020

Tübingen....

... ist eine schöne Stadt.
Eine wunderbare Stadt. Lebendig. Bunt.
Meine Tochter und mein Schwiegersohn leben in Tübingen. Mittendrin, im Rathaus, haben sie  vor anderthalb Jahren geheiratet.. Ich selber habe drei Jahre dort gelebt, studiert und nach dem Vikariat ein Jahr am Keplergymnasium gelehrt. Stocherkahn allerdings bin ich am Hochzeitstag meiner Tochter zum ersten Mal gefahren. Genau gegenüber vom Keplergymnasium.
Diese bunte Tasche zeigt Teile der schönen Altstadt.
Hinter der Altstadt, am Fuß der Hügel oder die Wilhelmsstraße hinunter, da ist die
Universität. Oben auf der Morgenstelle forschen und lehren die Naturwissenschaften.
In Tübingen ist das Deutsche Institut für Ärztliche Mission und die Tropenklinik.
Auch dort wird geforscht. So wie an vielen Orten, in vielen Instituten und Firmen. Das braucht Geld; auch reiche Männer und Frauen, die privates Geld einfließen lassen, ihre Millionen dort investieren und natürlich damit auch finanzielle Erfolge erhoffen und das auch dürfen! Punkt.
An vielen Stellen Tübingens wird im Moment intensiv geforscht, für die Menschen, für Abhilfe gegen das Corona-Virus. Das ist einer der Hintergrüne dieses Blogposts.

An der Tübinger  Eberhard-Karls-Universität habe auch ich studiert, Germanistik und Evangelische Theologie.
Zuvor war ich zwei Jahre an der Philipps-Universität in Marburg an der Lahn. 
Wie habe ich es aufgesogen, dieses Wissen, diese Möglichkeiten, die sich mir boten. Wie dankbar bin ich heute noch meinen Eltern, meinen Lehrern und auch dem Staat, der mittels Bafög (auch wenn es in Teilen ein  Volldarlehen war) ermöglicht hat, dass auch Arbeiterkinder studieren konnten.
Auch an der Philipps-Universität wird wie in Tübingen geforscht, für uns, gegen das Corona-Virus. Das ist gut so. Es braucht Männer und Frauen, die genau messen, rechnen, prüfen, auswerten, verwerfen, neu anfangen. Die beobachten und auch bereit sind, etwas auszuprobieren, Querverbindungen herstellen. Zu aller wissenschaftliche Genauigkeit gehört auch der - ich nenne es mal - "kreative Klick", der eine Verknüpfung möglich macht, eine Idee, ob da nicht etwas ginge... das geschieht in menschlichen Köpfen. Dafür braucht es gut gebildete und ausgebildete Menschen. Dafür braucht es Bildung in Schule und Universität. Wissen und Verantwortung.

Warum ich heute über Tübingen schreibe?

Meine Quellen im Leben  und fürs Leben liegen  auch in Texten, in Literatur. Ich nenne hier die Bibel und das Evangelisches Gesangbuch, das Losungsbuch der Herrnhuter Brüdergemeine; Gedichte, Balladen, Mascha Kaleko....Immer wieder, oft in bedrängenden Stunden und Tagen - da greife ich zur "Eisernen Ration" von Gerhard Raff.
Das ist eine Textsammlung mit Schwerpunkt Württemberg, aber auch Luther und die Bibel, Gesangbuch rauf und runter ... bis hin zur Präambel der Landesverfassung.

Daraus will ich nun zitiern - und ihr werdet wohl überrascht sein.
Ein Text von 1554, im Original von Sebastian Küng und anschließend von mir übertragen:

Loblied auf Mechthild von der Pfalz (1419-1482)
(Mutter des Grafen Eberhard im Bart, nachdem die Universität Tübingen benannt ist)

"Frauw Mechthild hat für alle fürstin des teutsch lands, so diser zeit gelept, disen rum, eer und lob hinder ier verlassen, dass durch ier anstifften und fürdern hertzog Albrecht von Osterreich, ier gemachel, die hoch schul zu Freyburg anno 1457 gestifft, desgleichen die hoch schul zu Tubingen durch graff Eberhart, iern sun, den bardthern zugenannt, anno 1477
aufgericht ist worden, um welcher baider sachen willen sie als eine hochverstendige frauw von allen lieberhabern guter künsten billich zu loben und , so lang solche künsten im schwanck gangen, sie zu riemen und zu preisen baider schulen studenten nitt unterlassen sollen. " 

Ich übertrage:
"Frau Mechthild hat unter allen deutschen Fürstinnen, die in dieser Zeit gelebt haben, den Ruhm, die Ehre und das Lob hinterlassen, dass durch ihre Initiative und Förderung ihr Ehemann, Herzog Albrecht von Österreich, im Jahre 1457 die Universität Freiburg gestiftet hat und ebenso ihr Sohn, Graf Eberhart im Barte, 1477 die Universität Tübingen  eingerichtet hat.
Um dieser beiden Sachen willen soll sie als eine Frau von hohem Verstand gelobt werden von allen Liebhabern guter Künste (worunter auch die Wissenschaft zu verstehen ist). So lange es diese Kunst (d.h. die Wissenschaft) gibt,sollen die Studenten beider Universitäten es nicht unterlassen, Frau Mechthild zu rühmen und zu preisen."

Die Verfasserin dieser Zeilen, Studentin an der Universität Tübingen 1983-1986, kommt dem hiermit nach.
Ohne Mechthilds IInititiative gäbe es beide Universitäten nicht. Nach Mechthild benannt wurde keine. Das war halt so, liebe Frau Mechthild. Auch wenn ich durchaus nichts dagegen hätte, an der Mechthild von der Pfalz - Universität Studentin gewesen zu sein.
Worauf es ankommt? Bildung! Bildung! Bildung!  Gegen Unwissenheit, Arroganz und Ungerechtigkeit und für das Wohl der Menschen und der Schöpfung, die ihnen anvertraut ist.

Wobei es wohl doch auch Dummheit gibt, gegen die Bildung nicht ankommt.

Wer Ohren hat zu hören, hat gestern in der Rede einer klugen Frau und Wissenschaftlerin, unserer Bundeskanzlerin, in allen Aufrufen zur Vernunft und Solidarität auch gehört, dass sie ernst meint, was sie sagt: Wenn Eigenverantwortlichkeit versagt, muss wer Macht hat, die Schwachen schützen. Auch heute. Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg formulierte heute noch deutlicher. Ausgangssperre. Wenn anders Vernunft und Einsicht nicht zu erzielen ist.
Es muss nicht so weit kommen. Aber das liegt an uns. An Einsicht und Vernunft.
Oder Arroganz und Dummheit und Egoismus.

Ein langer Text, vielleicht zu lang.

Morgen gibt es vielleicht wieder ein Stückwerk des Kreativen zu sehen.
Außerdem plane ich tatsächlich (ich bin ja auch zu Hause), immer wieder Teile meiner eisernen Ration einzustellen. Texte, die mich tragen.
Vielleicht auch eine kleine Auslegung eines Bibelwortes. Ein Wort zum Tag - in Zeiten, wenn Gottesdienste untersagt sind.

Bleibt gesund. Passt auf euch und die Anderen auf.

1 Kommentar:

amselgesang hat gesagt…

Liebe Ingrid, nach langer Zeit mal wieder ein Kommentar von mir... danke für den Buchtipp, Gerhard Raff ist mir natürlich ein Begriff vom Gemeindeblatt und von "Herr schmeiß Hirn ra", aber die "Eiserne Ration" kannte ich nicht und habs mir gerade gleich bei medimops bestellt als geistig-seelische Aufmunterungs-und Stärkungsmedizin in diesen bangen Tagen :)
Solche Atemwegsgeschichten, wie du sie beschreibst, hatte ich auch schon und ich wünsche dir von Herzen, dass du sicher und behütet bleibst!
Herzliche Grüße,
Brigitte

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