Lätare! Freuet euch!
So nennen Christen aller Konfessionen den 4. Sonntag der Passionszeit.
Mitten in der Passionszeit - ein Freudentag! Lätare! Freuet euch!
Kann das denn sein? Ja, es ist so. Da schimmert durch all das Leid, an das wir in der
Passionszeit erinnern und erinnert werden etwas durch.
Angst, Unsicherheit, Hoffnung und Scheitern, Verzweiflung, Verrat, Trennung und Einsamkeit sind mächtig. Sie bestimmen und kontrollieren das Leben. Strukturen der Sicherheit, des Vertrauens, des Glaubens lösen sich auf und werden zu wabernder Dunkelheit.
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Hoffnung nimmt ab, Angst nimmt zu. Auch unter und in denen, die mit Jesus unterwegs waren, auch in Jesus selbst. Seine Angst und Verzweiflung kulminiert in jener Nacht im Garten Gethsemane, in der er ringt mit sich, seiner Angst, mit Gott. Da ist kein Mensch. Keine/r, der mit ihm wacht.
Lätare!Freuet euch!
Christen gründen ihren Glauben darauf, dass da mehr ist; eine Hoffnung, die etwas größer ist als die Angst. In der Liturgie des Kirchenjahres wird an Lätare innegehalten, angehalten,
auf Ostern ausgeblickt; fast könnte man sagen, über den Karfreitag hinüber.
Lätare kündet schon von Leben gegen den Tod, von neuer Gemeinschaft gegen die Einsamkeit.
Lätare! Freuet euch!
Kirche ist die Gemeinschaft, in der Hoffnung etwas größer ist als die Angst.
Ein Satz von Wolfgang Huber, dem ehemaligen Ratsvorsitzenden der EKD;
ein Satz, der mich ein ganzes Berufsleben in Kirche und Theologie begleitet und trägt.
In diesen Tagen ist unsere Gemeinschaft eine andere. Gottesdienste in Kirchen können
nicht miteinander gefeiert werden. Das tut weh. Aber es ist notwendig, um der Liebe willen.
Unsere Gemeinschaft muss - vorübergehend - eine andere sein.
Klein, sehr klein - und angebunden zugleich. Der Technik sei Dank - und den Menschen, sie bedienen!
Lätare! Freuet euch!
Der Predigttext für diesen Sonntag steht in Jes 66, in den Versen 10-14.
Hier ein Auszug:
Freut euch mit Jerusalem und jauchzet alle, die ihr sie liebt
Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr um sie trauert!
Weil ihr saugen dürft und euch sättigen an den Brüsten ihres Trostes,
weil ihr schlürfen dürft und euch erquicken an ihrer glänzenden Mutterbrust.
....
denn, so spricht Gott. "Wie eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten."
Wer den ganzen Text nachliest, stellt fest, das dies ein seltsamer Text ist, ein seltsam
schwieriger Text.
Da ist von Jerusalem die Rede, von Zion, dem Berggipfel, dem Ort, an dem man sich Gott
ganz besonders verbunden glaubte; wo Gott im Tempel gegenwärtig galt.
Viele Berge gelten als Gottesberge. Zur Zeit des Propheten aber, war der Tempel auf dem Zion zerstört, die Stadt lag in Trümmern, das Land war verwüstet, auch wenn die große Katastrophe
der Verschleppung in ein fremdes Land vorüber war. Würde man es schaffen, aufzubauen, was zerstört war? Die Steine, die Menschen, die Gemeinschaft?
Und nun vergleicht und verbindet Jesaja den Berg Zion und die Stadt Jerusalem mit dem Leben, ganz konkret und elementar und zwar an der Stelle, an der jedes Leben beginnt.
Mit der Geburt eines Menschen.
Aber Jesaja spricht nicht von einem neugeborenen Kind, sondern von der Mutter. Er spricht von Wehen, Geburt, Durchbrechen und Gebären. Er (oder sie) kennt sich aus und spricht von dem, was nach der Geburt kommt, vom Saugen und Schlürfen des Kindes an der Brust der Mutter.
Er spricht von der Brust des Trostes und der reichen Mutterbrust und weist dies alles Zion zu,
dem Ort, am dem Gott ist.
Ich ahne und begreife, dass das ein sehr gottmütterliches Bild ist, denn in Vers 13 spricht Gott von sich:
"Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet."
Ein guter Satz in schwerer Zeit.
Ein Vers für kleine Kinder und große Kinder, denn jeder Mensch hat eine Mutter.
In diesen Tagen sorgen sich Mütter um Kinder und Kinder um Mütter und Großmütter.
Da sorgen sich Großmütter um Enkel, auf deren körperliche Nähe sie verzichten müssen.
(und für Väter und Großväter gilt natürlich das Gleiche).
Vielleicht erinnern wir großen Kinder, wie das war - von der Mutter getröstet zu werden,
mit all unseren großen und kleinen Sorgen und Kümmernissen.
Mütter und Väter sorgen sich auch in diesen Tagen um ihre Kinder.
Mütter sagt man oft nach, sie seien überbesorgt. Aber können Mütter (und auch Väter) denn über-besorgt sein? Kinder sind doch das Kostbarste, das Mütter und Väter haben.
Sie haben es - und haben es doch nicht. Sie müssen lernen, ihre Kinder loszulassen. Die Kleinen, wenn sie die ersten eigenen Schritte tun, erst an der Hand - und dann ohne die haltende Hand. Und die großen Kinder müssen erst recht ihre eigenen Schritte tun können. Nicht immer müssen sie daran erinnert werden, dass wir uns Sorgen machen um sie und schon gar nicht, dass sie es sind, die uns Sorgen machen. Über-besorgt ? Nein, denn auch Gott in seiner/ihrer Mütterlichkeit sorgt sich um uns und lässt uns doch Freiheit.
In diesen Tagen müssen wir Abstand halten, oft sogar von unseren Kindern oder den alten Eltern.
Allein unsere Gegenwart könnte sie in Gefahr bringen. Es ist schwer loszulassen, zu
vertrauen und anzuvertrauen.Nur noch wenig können wir aneinander und füreinander tun.
Keine Umarmung, kein Händedruck, kein Streicheln. Abstand ist das Gebot der Stunde.
Sehr, sehr vorsichtig und achtsam lese ich diesen Text:
"Gott spricht: " Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet."
Alles hat seine Zeit. Jetzt ist Zeit sich fallen zu lassen, sich einzuschmiegen in die mütterlichen und väterlichen Arme Gottes. Zum Trost und zur Stärkung und zum Durchhalten.
Lätare! Freuet Euch! Einen gesegneten Sonntag und Gott befohlen!
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2 Kommentare:
danke für die schönen Worte , sie tröstenschon,
heute kam mein großer Sohn, der seine Sorgen mal erzählte. Ich konnte ihn nur aus der Ferne trösten.. doch es ehrte mich schon dass er zu mir soviel Vertrauen hatte.
Da reicht schon zuhören und Zeit haben.
Aber er ist mir auch so eine große Hilfe in großen und kleinen Alltagsdingen.
Grüße von Frauke
und danke für den schönen Tipp mit den Ostereiern, die werde ich gleich nachnähen.
Ob man sie auch draußen aufhängen kann! Ich werde es probieren mit meine schönen farbigen, bunten Resten. liebe Grüße von Frauke
liebe Ingrid,
ganz herzlichen Dank für deine lieben Gedanken und Kommentare! schön, dass wir noch immer virtuell verbunden sind. Ich wünsche dir Gesundheit, in jeder Hinsicht, Segen und Zuversicht, aber ich denke genau das hast du eh Dank deines Glaubens... Gottes Segen mit dir!
Herzliche Grüsse,
Itto
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