Gestern abend haben wir gesungen. Auf dem Balkon, so wie
jeden Abend: "Der Mond ist aufgangen". Dabei haben wir den Mond
gesehen, hoch oben im sich nachtblau färbend Himmel: Eine schmale Sichel und
daneben der Abendstern.
Die Sichel kündet vom zunehmenden Mond. Am 8. April, einem
Mittwoch, ist Vollmond -
und dann kommt Ostern. Ostern ist der 1. Sonntag nach
Frühlingsvollmond. So lautet der Merkvers, den meine 5Klässler lernen.
Aber - wie wird das sein, in diesem Jahr? Ein Ostern
ohne.... all das, was mir und vielen so lieb und teuer ist. Das traditionelle
Kräuterkäsevesper bei der Oma, zu dem auch die auswärtigen Enkel anreisen, ist
abgesagt, wie wohl auch alle anderen familiären Besuche und Osterspaziergänge.
Die Kirchen bleiben geschlossen. Unser Osternachtgottesdienst
morgens um 5, Taizégesänge mit der noch müden Gemeinde - das Hereintragen der
Osterkerzen und der strahlende Jubel der Posaunen, Tauferinnerung und Segen,
anschließend das gemeinsame Frühstück im Gemeindehaus. Das Alles können wir ertragen, auch in
österlichem Verzicht -
und hoffen, dass es nicht schlimmer kommt. Da ist die Angst.
Die Einsamkeit, die viele schon nicht mehr aushalten, und
die kippen kann in zunehmende Aggressivtät. Ich wohne an einer Ortsdurchfahrt
mit viel Verkehr und merke das an der Art des Autofahrens. Schon wieder. Leute,
reißt euch zusammen. Das Auto ist kein Mittel zum Abbau von Spannung. Jetzt
erst recht nicht!
Auch der Brotdoc berichtet Ähnliches und als
"Doc", als Allgemeinmediziner steht er mitten drin - und rät zu
sinnlich-sinnstiftenden Mitteln gegen den Lagerkoller, zum Brotbacken,
zum Osterzopfbacken.
Seinen Beitrag verlinke ich gerne!
Und Sara backt Brot - so wird im 1. Buch Mose/Genesis erzählt
(Kap. 18), als Gott mit seinen Boten den Abraham besucht und mit ihm tafelt. Gastfreundlich
ist Abraham und Gott mit seinen Boten ein guter Gast.
Jesus sagt, das Reich Gottes gleiche einer Frau, die
Sauerteig nimmt und unter das Mehl mischt und wartet bis es durchsäuert ist und
es dann bäckt.
Brotbacken, Kuchen backen ist eine gute Tradition. Da kann
ich und viele von euch, die hier lesen, mitreden. Auch im Kollegenkreis kommt
ein mitgebrachtes, miteinander geteiltes Gebäck sehr gut an. Kollegen und Kollegien, in der
Schule oder im Betrieb, sind meist ein
gefrässig-genießendes Volk.
Miteinander essen stiftet Gemeinschaft. Ich war einmal am
Hohen Friedensfest in Augsburg.
Der 8. August ist in Augsburg gesetzlicher Feiertag, seit
dem Ende des 30jährigen Krieges als Dank für den neuen, zerbrechlichen Frieden.
Bis heute wird er gefeiert. In den Kirchen der Stadt finden Gottesdienste
statt. Meine Tochter und ich haben den evangelischen Gottesdienst im
"Ulrich" besucht. Viele Augsburger Bürgerinnen brachten den sorgsam
und schön abgedeckten Picknickkorb schon in den Gottesdienst mit. Denn danach
geht es auf den Rathausplatz. Dort stehen viele Tische. Man setzt sich und
teilt, was man mitbringt.
Nach dem Ende unserer 1. (missglückten, aber das wussten wir
damals natürlich noch nicht)Schulhaussanierung haben wir, die Lehrer-und Schülerschaft, ganz ähnlich
miteinander gefeiert. An langen Tafeln, die durch die Gänge des Schulhauses
aufgebaut waren - bunt gemischt saßen wir , sortiert nach dem Anfangsbuchstaben des
Vornamens. Fast jeder brachte etwas mit und alle wurden satt. Das "etwas" reichte
vom einfachen Brötchen über das Nutella bis zu der mehrstöckigen Torte, die die
Meisterbäckerinnen aus der damaligen 10a hereintänzelten.
Aber auch in schweren Zeiten hält Essen und Trinken nicht
nur Leib und Seele, sondern auch die Gemeinschaft zusammen. Da haben wir alle
unsere Geschichten.
1 Kommentar:
Liebe Ingrid, vielen Dank für deine Gedanken zu dieser vorösterlichen Zeit...Ostern ein Fest der Familie wird in diesem Jahr so anders sein...ich weiss noch gar nicht so genau wie wir damit umgehen werden...vielleicht ein weiterer Anlass zu Einkehr?!
Bleib gesund und sei lieb gegrüsst
von Augusta
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