Sonntag, 29. März 2020

Ein Wort zum Sonntag Judika


Gestern abend haben wir gesungen. Auf dem Balkon, so wie jeden Abend: "Der Mond ist aufgangen". Dabei haben wir den Mond gesehen, hoch oben im sich nachtblau färbend Himmel: Eine schmale Sichel und daneben der Abendstern.
Die Sichel kündet vom zunehmenden Mond. Am 8. April, einem Mittwoch, ist Vollmond -
und dann kommt Ostern. Ostern ist der 1. Sonntag nach Frühlingsvollmond. So lautet der Merkvers, den meine 5Klässler lernen.
Aber - wie wird das sein, in diesem Jahr? Ein Ostern ohne.... all das, was mir und vielen so lieb und teuer ist. Das traditionelle Kräuterkäsevesper bei der Oma, zu dem auch die auswärtigen Enkel anreisen, ist abgesagt, wie wohl auch alle anderen familiären Besuche und Osterspaziergänge.
Die Kirchen bleiben geschlossen. Unser Osternachtgottesdienst morgens um 5, Taizégesänge mit der noch müden Gemeinde - das Hereintragen der Osterkerzen und der strahlende Jubel der Posaunen, Tauferinnerung und Segen, anschließend das gemeinsame Frühstück im Gemeindehaus.  Das Alles können wir ertragen, auch in österlichem Verzicht -
und hoffen, dass es nicht schlimmer kommt. Da ist die Angst.
Die Einsamkeit, die viele schon nicht mehr aushalten, und die kippen kann in zunehmende Aggressivtät. Ich wohne an einer Ortsdurchfahrt mit viel Verkehr und merke das an der Art des Autofahrens. Schon wieder. Leute, reißt euch zusammen. Das Auto ist kein Mittel zum Abbau von Spannung. Jetzt erst recht nicht!
Auch der Brotdoc berichtet Ähnliches und als "Doc", als Allgemeinmediziner steht er mitten drin - und rät zu sinnlich-sinnstiftenden Mitteln gegen den Lagerkoller, zum Brotbacken,
zum Osterzopfbacken.
Seinen Beitrag verlinke ich gerne!


Und Sara backt Brot - so wird im 1. Buch Mose/Genesis erzählt (Kap. 18), als Gott mit seinen Boten den Abraham besucht und mit ihm tafelt. Gastfreundlich ist Abraham und Gott mit seinen Boten ein guter Gast.

Jesus sagt, das Reich Gottes gleiche einer Frau, die Sauerteig nimmt und unter das Mehl mischt und wartet bis es durchsäuert ist und es dann bäckt.

Brotbacken, Kuchen backen ist eine gute Tradition. Da kann ich und viele von euch, die hier lesen, mitreden. Auch im Kollegenkreis kommt ein mitgebrachtes, miteinander geteiltes Gebäck  sehr gut an. Kollegen und Kollegien, in der Schule oder im Betrieb, sind meist ein
gefrässig-genießendes Volk.
Miteinander essen stiftet Gemeinschaft. Ich war einmal am Hohen Friedensfest in Augsburg.
Der 8. August ist in Augsburg gesetzlicher Feiertag, seit dem Ende des 30jährigen Krieges als Dank für den neuen, zerbrechlichen Frieden. Bis heute wird er gefeiert. In den Kirchen der Stadt finden Gottesdienste statt. Meine Tochter und ich haben den evangelischen Gottesdienst im "Ulrich" besucht. Viele Augsburger Bürgerinnen brachten den sorgsam und schön abgedeckten Picknickkorb schon in den Gottesdienst mit. Denn danach geht es auf den Rathausplatz. Dort stehen viele Tische. Man setzt sich und teilt, was man mitbringt.

Nach dem Ende unserer 1. (missglückten, aber das wussten wir damals natürlich noch nicht)Schulhaussanierung haben wir, die Lehrer-und Schülerschaft, ganz ähnlich miteinander gefeiert. An langen Tafeln, die durch die Gänge des Schulhauses aufgebaut waren -  bunt gemischt saßen wir , sortiert nach dem Anfangsbuchstaben des Vornamens. Fast jeder brachte etwas mit und alle wurden satt. Das "etwas" reichte vom einfachen Brötchen über das Nutella bis zu der mehrstöckigen Torte, die die Meisterbäckerinnen aus der damaligen 10a hereintänzelten.

Aber auch in schweren Zeiten hält Essen und Trinken nicht nur Leib und Seele, sondern auch die Gemeinschaft zusammen. Da haben wir alle unsere Geschichten.

1 Kommentar:

Augusta M hat gesagt…

Liebe Ingrid, vielen Dank für deine Gedanken zu dieser vorösterlichen Zeit...Ostern ein Fest der Familie wird in diesem Jahr so anders sein...ich weiss noch gar nicht so genau wie wir damit umgehen werden...vielleicht ein weiterer Anlass zu Einkehr?!

Bleib gesund und sei lieb gegrüsst
von Augusta

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