Die erste Hälfte der Herbstferien war ich krank. Ordentlich verschnupft, aber kein dauerhafter Husten.Bewegung und frische Luft habe ich mich gefreut. Der Morgen war sonnig und mild. So starteten wir direkt von zu Hause mit dem Bus. Erst in die Kreisstadt, dann mit guter Verbindung hoch ins Dorf Hohenstaufen. Den Berg selbst ließen wir links liegen und machten uns auf den Höhenweg Richtung Rechberg; ein schmaler Grat namens Aasrücken, der letztlich das Filstal vom Remstal trennt und den letzten Rest der Schwäbischen Alb bildet.
Für uns ist das ein Stück "Alte Heimat". Im Tal unter dem Aasrücken haben wir als junges Paar gewohnt. Ich habe dort meine Ausbildung abgeschlossen.Manchmal bin ich die Strecke vom Tal auf den Berg und wieder zurück dreimal am Tag gefahren, je nach Dienst und bei jedem Wetter. Auch die Orte nördlich des Grates unten im Tal, dazu einige der vielen Einzelgehöfte, gehörten zu meinem Bezirk. Einmal, im Winter, bin ich bei strahlendem Sonnenschein im Tal losgefahren. Auf dem Aasrücken erwischte mich ein Schneesturm von Norden, drehte meinen Polo deutlich nach links und ließ mich erstmal stehen. Dann orientierte ich mich, stellte fest, dass ich immerhin mitten auf der Straße war und fuhr im Schritttempo und mit offenem Fenster schön langsam über die Höhe. Auf der anderen Seite hatte sich ein Polizeiwagen quer gestellt, um die Straße zu sperren. Aber da war ich schon aus dem Schlimmsten raus. . Im Dorf oben, an der Kirche, war der Spuk schon fast vorbei. 10 Minuten später strahlte auch über dem Aasrücken wieder die Wintersonne und ließ den Schnee glitzern. Meine Spuren im Schnee allerdings waren auch bei der Rückfahrt noch gut zu sehen.
Auch 35 Jahre später packte uns der Wind. Kein Schnee, kein Nordwind, sondern ein kalter! Wind von Süden! Sonne und Wärme war angesagt, wenigstens bis Mittag. Aber nun zog es sich bereits am Vormittag deutlich zu.
Im Wald waren wir vor dem Wind geschützt, auf steilerem Weg wurde uns warm. Den Rechberg hatten wir im Blick; wenn auch die Ruine gut versteckt war.
Über einen der für die Schwäbische Alb typischen schmalen Fußwege traversierten wir den Hang schräg nach oben; eine scharfe Kehre und ein letzter kurzer Anstieg. Dann waren wir oben in der hervorragend ausgebauten und zugänglich gemachten Ruine Rechberg. Durch die Mauern und über Treppen ging es auf Aussichtsplattformen ganz nach oben. Sie boten uns weite Ausblicke über das Land, rüber zur Kette der Schwäbischen Alb und nach Norden auf den Schwäbischen Wald.
Von der Ruine geht es auf einer kleinen, schmalen Straße hoch zur Wallfahrtskirche zur Schönen Maria auf dem Rechberg; steil, aber gut zu gehen! Dort oben haben wir fast zu lange gebummelt, denn erste Regentropfen fielen und es wurde immer grauer. Wir sind daher nach Norden abgestiegen, wieder auf schmalen, laubbedeckten, teils ausgesetzten Pfaden durch den steilen Traufwald hinab, dann über Kuhweiden und Feldwege hinunter nach Metlangen. In Metlangen hält der Bus nach Göppingen, der uns zurück ins Filstal brachte. Weil die Umsteigezeit in Göppingen doch recht knapp war, stiegen wir schon einen Station vorher aus, gingen schnellen Schrittes zum dortigen Bahnhof und erreichten dort den MEX (Metropolexpress) und an der nächsten Station glücklicherweise den Bus, der uns nach Hause brachte. Auch bei der Heimfahrt ab Metlangen immer wieder Erinnerungen, "weißt doch noch..."?
Ein schöne Ferienwanderung mit allem, was dazu gehört. Geregnet hat es erst, als wir zuhause waren.
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