Das variiert von Ort zu Ort. In meinem Heimatdorf backen wir "Bredla", und das mit Begeisterung.
Beim Backen bin ich nicht die allergeduldigste. Daher bevorzuge ich die gute alten schwäbischen Rezepte; schnell und unkompliziert lassen sie auch noch Zeit zum Stricken.
Vor allem die gefüllten Sterne auf dem oberen Bild gibt es bei mir jedes Jahr.
Ich verdanke das Rezept einer schon einige Jahre in die Ewigkeit abberufenen Landfrau,
eine tüchtige Landwirtin; vielfältig engagiert in Arbeit und Familie, aber auch in Kirchengemeinde und Politik.
Ihr Rezept ist perfekt für mich: schnell, mit wenigen Arbeitsschritten fertig gelingt es immer und schmeckt sehr gut.
Gefüllte Sterne
Frau knete einen Teig aus einem halben Pfund Mehl, 125g Butter, 50 Gramm Zucker und 3 Eigelb.
Dieser wird dann mit dem Wellholz ausgerollt.
Dann werden Sterne ausgestochen.
Auf diese Sterne kommen kleine Häufchen einer Makronenmasse.
Für diese werden 2 Eiweiß steifgeschlagen,
mit 120 g Zucker und knapp 200 g gemahlenen Mandeln oder Nüssen verrührt.
Diese Masse sollte schön fest sein; evtl. auch einige Zeit im Kühlschrank ziehen.
Das Ganze wird dann etwa 20 Minuten bei 160 Grad (Umluft) gebacken.
Die Sterne sind fertig, wenn sie braune Spitzen zeigen und der Rest schön hellbraun ist.
So wie mich Weidenröschen und Arnika an meine bayrische Großmutter erinnern,
denke ich bei den Vanillebredla (auf dem Teller oben links) an meine schwäbische Großmutter.
Selbstverständlich konnten beide Großmütter stricken;
eine, die acht Kinder in bescheiden Verhältnissen großzieht, kann gar nicht anders.
Die andere, die Schwäbin, eine begnadete Weißstickerin. So manchen Kissenbezug mit Monogramm und anderer
Stickerei hüte ich wie einen Schatz.
Im Krieg dann hat sie, wie viele, für die Soldaten gestrickt, Strümpfe nach Russland und anderswo.
Wie viele Frauen in meinem Heimatdorf fand auch sie Arbeit in der Strumpffabrik;
bei uns im Land hat man das ja professionalisiert und industrialisiert, damals modernste Maschinen.
Vor wenigen Jahren erst schloss die letzte dieser Fabriken.
Reich wurden Frauen nicht bei dieser Arbeit, aber es war ein Auskommen, ermöglichte mancher die Verbindung von
Berufsarbeit und Familie, und das ohne weite Wege, manches in Heimarbeit.
Und besser als in China und anderen Ländern, aus denen wir heute unsere "Schnäppchen" beziehen, waren die
Arbeitsbedingungen allemal.
Aber zurück zur Weihnachtsbäckerei, zu den Vanillebredla...
Bei meiner Großmutter wurde diese Sorte aufs Sorgfältigste gebacken,
kleine Häufchen auf große Bleche gesetzt, über Nacht in der warmen Küche gelagert.
Dadurch trocknen sie ab; und nur so bekommen sie die "Füßchen" an der Unterseite.
Am nächsten Morgen wurde damals alles sorgfältig abgedeckt. Dann brachte sie die Bleche mit dem Handwägele drei
Häuser weiter zum Bäcker. Da kamen sie in den großen Ofen, hatten die richtige Hitze und wurden perfekt.
Meine liebe zu diesen Bredla ist leider etwas unglücklicher, denn meistens bekommen sie halt doch keine Füßle und werden
leider auch nicht richtig weich.
Alle paar Jahre unternehme ich einen neuen Versuch. Der diesjährige muss zwar nicht als gescheitert bezeichnet werden,
die Füßle sind aber auch nur mit gutem Willen zu erkennen.
Ob sie weich werden? Wir werden sehen?
Wer es trotzdem versuchen will:
3 Eier, 250 g Puderzucker, 2 Päckchen Vanillin und 250 g Mehl
werden gut gerührt;
mit einem Löffel setzt frau kleine Häufchen auf ein Blech,
lässt sie über Nacht trocknen und bäckt sie in schwacher Hitze bei 150-160 Grad in etwa 20 Min. hellgelb.
Jedes Jahr auf den Teller kommen bei mir die Haselnussmakronen. Sie gelingen eigentlich immer, weil ich den Teig über Nacht im Kühlschrank ziehen lasse.
Frau nehme: 6 Eiweiß, 500g Puderzucker, 600g gemahlene Nüsse und 1 Päckchen Vanillin.
Die Eiweiß werden steif geschlagen und mit dem Rest vermischt. Vor dem Einrühren der Nüsse nehme ich etwas
Masse als Glasur ab. Der Teig sollte schön fest sein.
Dann rolle ich kleine Kugeln, setze diese auf ein Blech, bestreiche die Oberseite mit ein klein wenig Glasur und
drücke vorsichtig eine ganze Haselnuss in die sich damit absenkende Kugel.
Das ganze wird bei milder Hitze (160 Grad) schön hell gebacken.
Die übriggebliebenen 6 Eigelbe werden sofort zu Ausstecherles-Teig weiterverarbeitet.
Dafür werden die Eigelbe mit 1 Pfund Mehl, einem halben Pfund Butter, 175 g Zucker geknetet.
Der Teig wird gekühlt. Dann werden ganz nach Belieben Figuren ausgestochen, die
bei mir in der Regel ohne weitere Verzierung bleiben.
Seit einigen Jahren habe ich vor allem Elche ausgestochen.
Als ich diesen Sommer in Stockholm Dalapferd-Formen fand, konnte ich natürlich nicht widerstehen.
Das war ein Souvenir so recht nach meinem Herzen.
Und so galoppierten am Samstag viele, viele Dalapferdchen über das Backbleche.
Gemeinsam mit den Elchen ruhen sie jetzt in einer Dose;
denn noch ist nicht Weihnachten.
Nach guter Sitte kommen bei uns die Bredla erst am Heiligabend auf den Tisch.
Vorher ziehen sie durch. Erst dann schmecken sie richtig.
Und eigentlich war die Adventszeit ja einmal eine Zeit der Besinnung und inneren Einkehr,
auch eine Fastenzeit....
Versucherle von allen 8 Sorten gibt es aber auch bei uns!
11 Kommentare:
Die Sterne sehen lecker aus. Ich will auch noch backen.Da werde ich mir das rezept gleich vormerken.
L.G.
helga
Hallo Ingrid,
vielen Dank, daß Du Deine Rezepte mit uns teilst. Da werde ich sicher was von ausprobieren :-)
LG
Jacqueline
Hallo Ingrid,
wow, bist Du schon fleißig bei der Weihnachtsbäckerei! Und alles sieht soooo lecker aus!
Eine schöne Woche und
liebe Grüßle,
Moni
Liebe Ingrid,
deine Rezept-Berichte habe ich mit großem Genuss gelesen. So feine Rezepte, so appetitliche Fotos und dazu auch noch die interessanten Geschichten über deine Großmütter.
DANKE!
Angelika
Hallo Ingrid. Ich habe Deine Erinnerungen an Deine Grossmutter sehr gern gelesen. Meine Tante wohnte in Bad Teinach und als ich ein Kind war hat die Baeckerei immer Weckle geliefert. Die besten waren ja die Laugeweckle. Meine Gutsle die nimmer herauskommen sind ja Pfeffernuesse. Habe kein Glueck mit denen. Liebe Gruesse, Renate - USA
Mmmmhhh....
das ist ja mal ein appetitliches Posting!
Da läuft einem das Wasser im Munde zusammen *sabber*
sehen alle total schön und fein aus, hast du prima hingekriegt.
Habe gerade heute auch Zutaten für -bei uns heisst das ähnlich- Guetzli gekauft und werde Morgen mit klein Sohnemann backen ;-)
liebe Grüsse
Anja
Lecker schauen die Bredla aus. Du hast ja schon eine Menge gebacken. Ich lebe ja jetzt auch schon 35 Jahre hier im Ländle und habe auch das Plätzchebacken verinnerlicht. Bei mir gibt es eine Mischung aus schwäbischen und norddeutschen Plätzchen. Backe lieber Brot, die Fitzelei mit den Plätzchen ist ganz schön aufwendig. Also, alle Achtung vor Deiner Vielfalt und die Geschichten dazu.
LG Amelie
Hallo Ingrid,
deine Plätzchen sehen alle lecker und sehr verlockend aus und ganz bestimmt werde ich auch das eine oder andere Rezept nachbacken.
Diese Woche ist bei uns Hausschlachtung geplant. Hierfür müssen noch einige Dinge vorbereitet werden. Wenn dann wieder alles geschafft ist, werde ich mich auch ans Plätzchen backen machen ...
LG Heike
Hallo Ingrid,
ich habe gestern deine Gefuellten Sterne nach gebacken, und meine Familie und ich haben sie sehr geliebt.Vielen Dank dafuer dass du deine Rezepte mit uns hier teilst.
Viele Liebe Gruesse und eine schoene Adventszeit wunsche ich dir,
Miriam
Hallo Ingrid,
ich habe am Sonntag deine "Bredla/Gutsle" nachgebacken und hatte extreme Schwierigkeiten, den Teig auszurollen. Ich habe mich genau an dein Rezept gehalten. Der Teig riss in viele Falten beim Ausrollen. Ich habe trotzdem alles ausgerollt und die Plätzchen schmecken köstlich, aber der Teig ... war einfach sehr schlecht für mich. Geht dir das auch so oder ist vielleicht eine Zutat vergessen gegangen?
Gruß, Nicole
Hallo Ingrid,
leider habe ich keine Email erhalten, aber jetzt erst habe ich auch meine Email-Addy anzeigen lassen. Du kannst mir schreiben unter nihe1967"at"gmail.com
Bitte ersetze "at" mit dem @ Zeichen.
Vielen lieben Dank, Nicole
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