Donnerstag, 7. August 2008

WALDSPAZIERGANG....



Gestern morgen habe ich mir schon früh um 8 Uhr einen Waldspaziergang gegönnt.
Neben vielen Bildern habe ich auch diesen Waldstrauß mitgebracht:
Weidenröschen vom Wegrand,
Blutweiderich aus einem feuchten Graben.

Weidenröschen sind die Blumen meiner bayerischen Großmutter.
Immer, wenn wir sie in den Sommerferien besuchten, stand ein Strauß dieser
schönen, durch ihre Einfachheit faszinierenden Blumen in ihrem Schlafzimmer.

Meine Großmutter war eine Waldfrau,
sie lebte am und vom Wald.
1906 geboren lebte sie in der Einöde direkt am Wald,
brachte 7 Kinder zur Welt und zog ein weiteres mit groß.
Alle wurden erwachsen, damals nicht selbstverständlich.
Einem nur schaute sie nach ins Grab.

Aus dem Wald holte sie manche Gabe,
mit dem Wald versorgte sie die große Familie:
Heidelbeeren, Himbeeren, Preiselbeeren,
Pilze, frisch zubereitet und getrocknet für den Winter,
Tannenzapfen sorgten für Kochwärme und eine warme Stube,
so manches Kraut gab Tee oder einen heilenden Auszug.
Oft versorgte sie meine Knie nach einem Sturz mit Arnika.
Ums Haus ein Kartoffeläckerchen, ein Gemüsegarten,
ein Apfel-und ein Zwetschgenbaum.
Kinder führten die Ziegen in die Auen, auf die Waldweiden.
Manches Zicklein hat sie als Osterbraten an Sommerfrischler bis nach Berlin versandt,
Heidelbeeren auch an der Annahmestelle im Dorf verkauft,
von wo sie dann auf Großstadtmärkte geliefert wurden.

Die Liebe zum Wald - auch ein Teil meiner Persönlichkeit!
So wie die schwäbischen Obstwiesen.


Auch Disteln gehören zum Wald,
deshalb habe ich sie gezielt betrachtet, fotografiert,
ausgewählt und zusammengestellt.



Disteln sind kein nutzloses Unkraut,
auch wenn sie uns im Garten manchmal ärgern,
auch wenn sie im Wald manchen Weg versperren.
Viele Sorten lassen sich finden, schauen wir nur genau genug hin.
Eine, die Kardendistel, wurde früher sogar genutzt,
um Schafwolle auszukämen, von Unkraut und Schmutz zu befreien.

Einen der herrlichen Sommertage dieser Woche habe ich lesend auf dem Balkon
verbracht,
ein Glücksgriff - endlich einmal wieder ein guter historischer Roman.

Nein, ich lese nicht nur höhere Literatur,
in meiner Freizeit stelle ich nicht die Ansprüche, die ich an Fachliteratur stelle.
Vieles, was von Literaturkritikern und Werbung angepriesen wird, entpuppt sich dann doch nur als Sammlung
von Worthülsen.
Literatur darf und soll für mich unterhaltsam, durchaus auch humorvoll, auch erotisch-spannend sein.
Aber fast alles, was gerade an historischer Literatur zu finden ist,
trägt die heimliche Überschrift "Sex and violence", und das - in dieser Kombination- ist nicht
mein Ding - vor allem reduziert es die Menschen des Mittelalters häufig allein darauf.
Das tut ihnen Unrecht.

Ganz anders folgendes Buch:
Sabrina Capitani, Der verborgene Brunnen

ein wunderbarer Roman, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau steht,
die ganz ähnlich wie meine Großmutter ein Leben führt, das in die Natur eingebettet ist.
"Wasser", die Suche nach und Abhängigkeit von Wasser, zieht sich durch diesen Roman,
der im 10. Jhd in der Provence spielt. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz -
und alles geschrieben in wunderbar-erzählender Sprache.
Wer genau liest, findet die Disteln, auch die hilfreichen, schützenden Disteln wieder.





Ich habe aber nicht nur gelesen, sondern auch gestrickt:
Gestern fertig geworden sind diese Zopfsocken!

Wolle: Meline (Merino-Leinen-Gemisch) von der "Wollerey" in zartmeliertem Grau
Nadeln: Knitpicks 2,75
Gewicht: 79 g

Größe: 46

Muster: selbstentworfen,
ein ganz einfacher Dreierzopf, über 3 x 3 Maschen an der Außen-und Innenseite,
vorne und hinten sind die Passagen entsprechend eingeteilt,
aber nur mit rechten und linken Maschen gestrickt.
Am oberen Bild lässt es sich besser erkennen,
ein ganz einfaches, schlichtes Muster,
gut geeignet für Männersocken,
die einfach, aber nicht langweilig sein sollen.

Falls jemand Interesse hat, schreibe ich es gerne auf.

Außerdem danke ich für alle netten Kommentare zu meinen letzten Einträgen.


Posted by Picasa

5 Kommentare:

Andrea hat gesagt…

Hallo Ingrid,

ein wunderbarer Eintrag, der mein Herz beim Lesen hat warm werden lassen, sehr schöne Naturfotos und ein tolles Sockenpaar. Danke schön.....

Und liebe Grüße von der ANdrea

Anonym hat gesagt…

Ach, ich liebe Deine Geschichten einfach! Besonders diese mit den passenden Fotos finde ich sehr schön.

Die Socken sind wunderbar geworden, das schöne Muster kommt mit der einfarbigen Leinenmischung super zur Geltung.

Sei lieb gegrüßt

Andrea

Anonym hat gesagt…

Hallo Ingrid,
was für ein schöner Bericht über das Leben Deiner Großmutter! Und dazu die schönen Fotos und interessanten Infos. Danke dafür!
Deine Socken sind sehr schön geworden. Ich mag unifarbene Mustersocken sehr gern.
Ganz liebe Grüße von
Moni

Helga hat gesagt…

Hallo Ingrid,
danke für deinen schönen Bericht über deine Großmutter.Sie wärmen das Herz und lassen uns innehalten.Auch ich liebe den Wald.Als Kind war ich mit meinen Eltern viel im Wald unterwegs. Leider ist hier wo ich jetzt wohne nicht so ein schönes Waldgebiet.
L.G.
Helga

Melly hat gesagt…

Einfach wunderschön dieser Beitrag, da wurde mir beim Lesen das Herz ganz weit und warm!
Und die Socken....herrlich! Ja bitte aufschreiben! Danke!
Liebe Grüsse
Melly

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