Montag, 17. August 2015

Ganz große Strickkunst....

.... wird in Haapsalu präsentiert.
Ich war dort. In Estland - nicht nur, aber auch: in Haapsalu, zu Beginn unserer zweiten Halbrundreise durch dieses schöne Land.
Nach dem Norden und Osten im letzten Jahr ging es diesmal in den Westen.
Zuerst nach Haapsalu, das praktischerweise nur eine gute Mietwagenfahrtstunde vom Flughafen Tallinn weg ist.
Dort übernachteten wir im ganz wunderbaren Guesthouse Lahe
in schönen alten Betten mit neuen, guten Matratzen und genossen zweimal ein herrlich-nordisches Frühstück - vom Porridge, Obst und Fisch bis zum guten estnischen Brot.
Das Gästehaus ist eine  selten schöne, geschmackvoll eingerichtete Holzvilla, über 100 Jahre alt; aus der Zeit, als Kaisers (die Russen), ihr Gefolge und der russische Adel Haapsalu als Sommerkurort entdeckt hatten und reichlich und oft besuchten.
Davon zeugt noch heute dieser fast unendlich lang scheinende überdachte Bahnsteig am ehemaligen Bahnhof Haapsalu.
der es Kaisers und Gefolge ermöglicht unter Dach bis zu den wartenden Wagen zu kommen, ohne dass sie befürchteten mussten, vom estnischen Regen (der uns diesesmal nicht berührte) getroffen zu werden.

Damals hat sich aber auch eine ganz besondere Spielart des Strickens in Estland entwickelt - das Spitzenstricken; heute wieder modern als "Lace Knitting".
Viele schöne Beispiele dieser estnischen Strickkunst finden sich in der Literatur, online und offline, etwa in Nancy Bush`s schönen Buch "Knitted Lace of Estonia".
Gestrickt wurde in Estland schon lange (aber anders; dazu einander mal mehr) - nun wurde das ganze verfeinert, geradezu exquisit - für eine anspruchsvolle Kundschaft, die das auch bezahlen konnte. So strickten die Frauen in der gästearmen Winterzeit auf Vorrat und setzten sich, wenn Adel und Gefolge über die Kurpromenade promenierten an dieselbe, strickten vor sich hin und stellten neben sich den Korb mit den fertigen Waren, die durchaus gekauft wurden.

Sehr, sehr schöne Exponate, alte und neue, Brautkleider, Festkleider, 
aber auch Dekorationsgegenstände (vielleicht sogar gebraucht...) wie Schirme, Lampenschirme, Paravent; aber auch Decken und viele, viele Mustertücher finden sich im "Handarbeitsgeschäft" von Haapsalu;
ein kleines Museum, das für sehr geringes Geld besichtigt werden darf;
im Laden freundliche Menschen, manch fertiges, aber auch Wolle und Stricknadeln.... und so... zu kaufen - und eine schöne Sitzecke. Zum Sitzen, Reden und Stricken.
 
Lace Stricken in Estonia, das gehört zu Haapsalu.
Im Rest des Landes gibt es anderes Garn und andere Techniken -
und in Viljandi, Außenstelle der uralten baltischen Universität Tartu/Dorpat gibt  es eine Studienmöglichkeit, die "Estonian Native Crafts" heißt. Untertitel: Textile.
Dazu gehört auch Knitting. Praktisch, zukunftsorientiert und natürlich auch historisch-kulturwissenschaftlich.

Also - Estland ist einen Besuch wert. Nicht nur des Strickens (ich habe übrigens fast nix gestrickt...) wegen. Wer Ruhe und Natur, weite offene Räume sucht, ist hier richtig.

Wer dabei nach Haapsalu kommt, halte sich einfach ortseinwärts auf der Hauptstraße rechts - und kommt dann direkt ins Paradies des LaceStrickens!

2 Kommentare:

Margrit hat gesagt…

Die Frauen müssen aber viel Geduld gehabt haben oder immernoch haben. Diese feine Strickerei sieht schon schön aus. Aber machen möchte ich es nicht müssen.
Der Bahnsteig ist klasse.

Viele Grüße
Margrit

Den Alltag feiern hat gesagt…

Das klingt nach einem wunderschönen Urlaub. Estland scheint eine Reise wert zu sein!
Hab vielen Dank für den Einblick in dieses Strick-Museum. Und der Bahnsteig ist ja mal wunderschön!

Liebe Grüße
Christine

Im vergangenen Sommer...

 ... als alles, was Sehen betrifft, so schwierig war (und immer noch ist), brauchte ich wenigstens stricktechnisch den schnellen Erfolg. Als...