Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.
Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.
Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.
Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!
Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.
Er nickt uns zu und ruft: "Ich komm ja wieder!"
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.
(Erich Kästner, Die 13 Monate)
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3 Kommentare:
... bei diesem Text und den wunderbaren Bildern kann man Mozart ja förmlich hören... ta, tata, tatatataaaaaa.... wunderbar!!
Ich habe es nicht gescrollt, hätte aber auf Erich Kästner wetten können! Sehr schön - das Gedicht und die "Untermalung" mit deinen Fotos! Gute Idee!
Lieben Gruss, Brigitte
Hallo Ingrid,
ich habe deinen Blog erst durch diesen Text zum Sternenkindertuch entdeckt. Meine Zwillinge sind damals schon im Eileiter stecken geblieben und hatten nie eine Chance. Ich finde deinen Text so wunderbar.
Auch hast du dieses Gedicht wieder wunder um- und in Szene -gesetzt.
Herzlichen Dank dafür. Ich schau bestimmt wieder bei dir rein.
Liebe Grüße
Diana
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