Samstag, 9. April 2011

Als ich ein Kind war...

...... war sie schon alt. Jahre, Jahrzehnte, keiner wusste mehr wie lange schon, stand sie am Wegkreuz -
die alte Eiche, die Kreuzeiche. Gebrechlich war sie geworden, morsch. Es kam die Zeit, da musste sie gefällt werden. Vorsorglich war ganz in der Nähe schon Jahre zuvor eine neue Eiche gepflanzt wurden, die  gut gewachsen war.
Noch heute steht sie da, mit ihrem mächtigen Dach, die neue Kreuzeiche, am Kreuz zwischen Sträßchen und Waldweg. Die Alte aber sollte nicht so einfach preisgegeben werden.
Als Erinnerung, als Symbol für Werden und Vergehen - sie sollte bleiben.

So wurde sie gelegt, ein paar Meter nur neben ihrem ursprünglichen Platz, auf eine Waldwiese neben einer
Forstmacherhütte. Da liegt sie noch heute.
Vor der Forstmacherhütte standen zwei Bänke; auch sie stehen noch heute.
Auf der Wiese wurde damals, in den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, ein Ausflugs-und Spielplatz angelegt, mit Grillstellen, Schaukel, Wippe, Platz zum Kicken und anderem, was  Menschen gefällt.
Unzählige Kindergartenausflüge, Schulwandertage, Jungscharstunden und Mädchenkreisabende hatten die Kreuzeiche zum Ziel, war sie doch in einer halben Stunde oder auch weniger vom Dorf aus zu erreichen und doch ein Stück Weg draußen. Vereinsfeste fanden statt oder die Kreuzeiche war einfach nur Ziel des Sonntagsspaziergangs, manches Kind ließ sich damit zum Mitgehen locken, zumal auch ein schlauer Eisverkäufer mit seinem Verkaufswagen regelmäßig den Parkplatz neben der Kreuzeiche ansteuerte...
und die Grillwurst überm Feuer an der frischen Luft gegrillt immer noch am besten schmeckt...

Und heute?
Vandalismus machte sich breit, Geräte wurden zerstört, der Platz verhaust und vermüllt. Schließlich war die Gemeinde nicht mehr bereit, den Spielplatz mit viel Geld und Arbeit zu unterhalten. Die Geräte wurden abgebaut, nur die Wiese und die Grillstellen blieben.
Müll allerdings wird noch immer abgelagert, säckeweise, als ob wir keine Müllabfuhr mit Pauschalgebühr hätten. Der lustigen Wandersfrau vergeht das Lachen, es graust ihr!!!!

Und die Kreuzeiche? Die Alte?
Noch älter ist sie geworden, zusammengeschrumpelt, voller Löcher und Höhlen;

mancher Vogel wird an ihr seinen Schnabel wetzen, manches Insekt in ihr wohnen, nisten, sich vermehren,
- oder vom Vogel gefressen werden.

Moos macht sich breit, unten raus wachsen kleine Zweige, immer noch ist der tote Stamm voller Leben.
Die Kreuzeiche - eine Geschichte für sich; durchaus mit Wehmut, aber auch mit großer Gelassenheit.
So ist das Leben. Es geht und kommt und kommt und geht. Tempi passati.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ein Bericht über den manch Werdegang ob Eiche, Plätze und den Vergleich zu uns selber.
Schade dass es so vermüllt wird.. diese Plätze sind so schön wenn nicht der Mnesch immer wieder nicht sieht was es bedeutet unsere Natur.
Danke für diesen wertvollen Bericht aus deiner Sicht.

Liebe Grüsse Elke

Gisela hat gesagt…

Menschen, die ihre Umwelt gedankenlos zerstören, sei es nun durch Ablagern von Müll oder durch andere Aktionen, zeigen einen gestörten Umgang mit der Natur und mit anderen. Durch ihr egomanisches Verhalten sind sie zum Geißel der Gesellschaft geworden. Ich dachte bisher, in den Großstädten sei es schlimm. Doch Deine Schilderung tut echt weh. Das ist die andere Seite des Wohlstands. Wo wird das noch hinführen? Dein Bericht macht klar, wie wichtig die Symbiose Mensch/Natur ist, im Werden und Vergehen.

Ich bin aber sicher, dass auch die Umweltfrevler irgendwann an dem Wegkreuz angelangen werden, das Erkenntnis zeigt. Hoffentlich ist es dann noch nicht zu spät!

Dir wünsche ich ein schönes Wochenende!

LG Gisela

Frauke hat gesagt…

welch ein schöner Rückblick auf einen so schönen Baum und die leider so großen Zerstörungen,
es sit beguem den gartenabfall vor seienm garten in der Natur abzuladen, statt ihn mühsam zu kompostieren ,

und es fehlt an Initiativen, den Jugendlichen die Natur anders dazubringen
eben las ich die Seite von den Prinsessinengärten in Berlin, da ist ein Aufbruch in Gärten statt Brache,
aber selbst bei so großem Engagement der vielen Teinehmer durch alle Bevölerungsschichten, verdient die Stadt 2300 Euro im Monat an Pacht, statt diese Privatintiative, die Menschen zusammenbringt zu fördern,
aber für ihr Stadt - Grün werden Millionen ausgegeben
Frauke

Marguerite hat gesagt…

Ein wunderschöner Bericht, liebe Ingrid, und leider nur all zu wahr! Der moderne Mensch in seinem Egoismus hat den Bezug zu den kleinen, aber zugleich doch so grossen Dingen zunehmend verloren. Und übrig bleibt der Müll.
Die Eiche ist ein Baum, den ich sehr liebe. Wie kraftvoll, stark und unbezwinglich sie bis zuletzt ist zeigt Dein Bericht.

Liebe Grüsse und einen schönen Wochenanfang
Margrith

Brigitte hat gesagt…

Obwohl diese Plätze immer weniger werden, werden sie von manchen durch Mißachtung so abgestraft. Ich kann das nicht verstehen! Und frage mich immer öfter, ob die Menschen keine Vermittlung von Rücksichtnahme, Achtung etc. mehr erfahren!

Dies ist aber eine wunderschöne Hommage an einen ehren werten Baum, das muss ich schon sagen!

Lieben Gruss und eine gute Woche, Brigitte

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