Freitag, 3. Dezember 2010
Von Wundern, Geheimnissen und alten Schätzen....
....
will ich euch heute erzählen.
Es ist zugleich mein Beitrag zu Ellens Wunderbarer Weihnachtszeit. Das 4.Türchen darf ich heute öffnen.
Ich erzähle euch heute von der Christrose. Wenn ich in meiner Wohnung, meinem Weißzeugschrank oder auch in (alten)Handarbeitszeitschriften schaue, finde ich immer wieder das Motiv der Christrose.
Ein alter Schatz, eine kostbare Erinnerung zugleich.
Irgendwann, vor über 20 Jahren, habe ich viel und gerne gestickt. Tischdecken, vor allem zur Advents-und Weihnachtszeit. Eine meiner liebsten und schönsten lege ich schon immer vorher auf, zu meinem Geburtstag, Mitte November. Sie bleibt dann bis zum 1. Advent. So ist es Tradition.
Oft mit einer schönen Kerzenschale in der Mitte, die ich vor vielen Jahren zum Geburtstag bekommen habe, ohne, dass die Schenkende geahnt hat, wie wunderbar sie über Jahre und Jahrzehnte passen wird....
Einmal überraschte mich mein Vater mit einem kleinen, feinen Christrosensträußchen zum Geburtstag. Wie habe ich mich gefreut, wie wehmütig-kostbar ist mirdie Erinnerung daran, Jahr um Jahr...
Dieses Jahr habe ich mir die Christrose selber gekauft und gepflanzt, als Schmuck im Advent.
Nun, im Dezember, ist sie ganz verborgen unter dem tiefen Schnee.
Aber euch, meinen Leserinnen und Lesern, und all denen, die um der Wunderbaren Weihnachtszeit willen heute hier sind, will ich die Legende von der Christrose erzählen, das Geheimnis, das Wunderbare an der Weihnachtszeit. Die ganze Geschichte, ein bisschen, ausführlicher findet ihr bei Selma Lagerlöf in ihren Geschichten und Legenden, auch das einer meiner kostbaren Bücherschätze, der bis heute vergessen, weit hinten im Regal stand. Und nun, wenn ihr wollt, nehmt euch heute die Zeit, diesen langen Text zu lesen,
von der Christrose, vom Wunder, von Weihnachten und Gnade....
"Vor Zeiten, als Unfrieden im Land, auf den Straßen und im Wald herrschte, lebte hoch im Norden, im Gebirge, im dichten Wald eine Räuberfamilie.
Der Räubervater galt als friedlos, das heißt, er war eines Vergehens wegen aus der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen worden - und seine ganze Familie mit ihm. Nun mussten sie alle in einer Höhle hausen, weit weg vom Licht, von Wärme, von der Gemeinschaft der Menschen.
Der Räubervater überfiel die Reisenden, die trotz aller Angst nicht vermeiden konnten, durch diesen Wald zu reisen, die Räubermutter dagegen unternahm gemeinsam mit ihren 5 Räuberkinder immer wieder Raubzüge auf Höfen, Bauernhäusern und Weilern.
Keiner wagte sich zu wehren, denn jeder fürchtete sie; hatte sie doch schon so manchen Stall, so manche Hütte und manches Wohnhaus angezündet, wenn man ihr die geforderten Gaben verweigert hatte.
So kam sie einiges Tages zu einem Kloster und verlangte etwas zu essen für sich und ihre 5 Kinder. Der Türhüter reichte ihr durch ein kleines Schiebefenster hindurch sechs kleine runde Brote, eines für sie und eines für jedes Kind.
Während die Räubermutter vor der Klosterpforte stand, liefen die Kinder umher. Da kam eines und zupfte die Mutter am Rock und gab ihr ein Zeichen mitzukommen.
Durch eine Hintertür in der dicken Klostermauer, die der Gärtner vergessen hatte zu schließen gelangten sie in den Klostergarten. Der Abt, Johannes, war ein pflanzenkundiger Mann, der sich einen wunderbaren Garten errichtet hatte. Zu seiner und zur Freude seiner Mönche hatte er Blumen aus aller Welt gesammelt.
Und nun war es Hochsommer, die Zeit, in der die Pracht am größten war. Die Räubermutter nun ging hin und her, ließ ihren Blick die Beete hinauf und hinab gehen, schaute dort eine weiße Lilie an, dort den Efeu. Aber da wurde sie entdeckt, und nachdem es dem Gärtner nicht gelungen war, sie mit Worten zu verjagen, holte er einige seiner Mitbrüder zu Hilfe, kräftige, gestandene Männer, die dann auch versuchten die Räuberfamilie mit Drohungen und Gewalt zu vertreiben. Durch das Geschrei wurde schließlich der Abt angelockt, dem gar nicht gefiel, was er sah, vor allem nicht die Gewalt, die hier verübt wurde. Er war erstaunt, dass die gefürchtete Räubermutter hier nichts anderes tat, als seinen Garten zu bewundern und so kam er mit ihr ins Gespräch. Aber wie erstaunt war er, als sie im sagte: "Als ich deinen Garten erblickt habe, schien es mir, als ob ich nie etwas Schöneres gesehen hätte, aber jetzt merke ich, dass er sich mit einem anderen Garten nicht messen kann, den ich kenne." Das nun konnte sich der Abt kaum vorstellen. Und so redeten sie hin und her, bis die Räubermutter schließlich sagte. "Mein Wald, so einsam und wild er ist, verwandelt sich jedes Jahr in der Christnacht in den schönsten Blumengarten, den ihr euch vorstellen könnt. Dort habe ich so herrliche Blumen geschaut, dass ich es nie gewagt hätte, meine Hand zu erheben um sie abzubrechen."
Da verabredete der Abt mit der Räubermutter, dass er dieses Wunder selber schauen wolle. Er bat die Räubermutter, ihm in der Weihnachtszeit eines ihrer Kinder zu schicken, das ihm den Weg weise, dann wolle er rechtzeitig da sein.
Und so ging der Sommer dem Ende zu. Eines Tages bekam der Abt Besuch von seinem Bischof, der ihm erzählte, der Räubervater habe ihn um einen Freibrief gebeten, damit er wieder in der Gemeinschaft der Menschen leben könne. Er wolle wieder ein ehrlicher Mann sein. Der Bischof nun meint, dass er doch einen solch bösen Menschen nicht auf ehrliche Bürger loslassen könne. Es sei wohl am besten, wenn dieser und seine Familie dort droben blieben. Der Abt aber erzählte ihm nun von dem Blumengarten im Wald und sagte: "Wenn diese Räuber nicht zu schlimm sind, Gottes Herrlichkeit zu sehen, können sie wohl auch nicht zu schlecht sein, um die Gnade der Menschen zu erfahren."
So verabredeten der Bischof und der Abt, dass der Bischof den Freibrief ausstellen würde - wenn der Abt ihm eine Blume aus diesem Christnachtgarten der Räuber bringen würde.
Dann kam die Weihnachtszeit.
Die Räubermutter hatte die Verabredung nicht vergessen und schickte eines ihrer Kinder. So zog der Abt, nur begleitet von seinem Gärtnergehilfen, hinauf in den Wald. Der Abt war frohgemut und voller Erwartung des Wunderbaren, das da auf ihn wartete, das Herz seines Knechtes aber war von Angst erfüllt, Angst vor den
Räubern, Angst um das Lebens seines Abtes und um sich selbst.
Nach einem langen, beschwerlichen Ritt kamen sie zur Räuberhöhle, wo alles einsam, kalt, karg und schmutzig war. Keine Spur von Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Aber ein Feuer brannte, an dem die Reisenden sich wärmen und ausruhen konnten. Und schließlich sagte die Räubermutter: "Es ist Zeit, in den Wald zu gehen. Ich höre bis hierher, wie die Weihnachtsglocken läuten."
Und so gingen sie ins Waldesdunkel und kaum hatte auch der Abt die Glocke von ferne gehört, zuckte ein Lichtstrahl durch den Wald; dann wurde es wieder dunkel, und wieder ein Licht und immer heller. Der Schnee verschwand vom Boden, ein grüner Teppich breitete sich aus, Farnkraut, Erika, Moos und schließlich Frühlingsblumen, Bachgemurmel, frisches Laub. Auch die Tiere erwachten aus Ruhe und Schlaf, zwitscherten und hüpften, als ob es Frühling wäre. Erdbeeren blühten und trugen gleich darauf Beeren; immer neue Wellen von Wärme und Licht erstreckten sich über den Wald. Und schließlich Blumen, eine herrlicher als die andere, so dass der Abt an seine Verabredung mit dem Bischof dachte und nicht wusste, welche der Herrlichkeiten die Allerschönste sei, die er wählen wollte.Der Abt meinte die Herrlichkeit des Himmels zu sehen und strahlte vor Seligkeit.
Aber das Herz des Knechtes war immer noch voller Angst. Das kann nicht von Gott sein, so dachte er, bei diesen bösen Räubern, das kann nur Zauberei sein, die Macht des bösen Feindes hat alles und uns verhext. Und so schlug er mit der Hand nach einem der Vögel und rief: "Flieg zur Hölle, von wo du gekommen bist." Sogleich floh alles Licht und alle Wärme, die Tiere, die Blumen und alles Grün. Dunkelheit, Kälte und Starre überzog wieder die Erde - und der Abt sank zu Boden.
Sein Knecht und die Räuberfamilie fanden ihn - tot auf der Schneedecke liegend.
Der Knecht, der seinen Irrtum sogleich erkannt hatte, weinte bitterlich und sorgte dafür, dass der Abt abgeholt wurde. Als sie ihn nun im Kloster zum Begräbnis zurechtmachen wollten, sahen sie, dass die Hand des Abtes etwas umklammerte, ein paar weiße Wurzelknollen. Als der Knecht dies sah, nahm er die Knollen - und pflanzte sie in den Klostergarten. Er pflegte sie um seines Abtes willen und wartete, ob sie denn blühen würden. Er wartete lange. Der Frühling verging, der Sommer und auch der Herbst.
Erst am Weihnachtsabend, als der Knecht zum Gedenken an seine Abt in den Garten ging, sah er es: Aus dem Schnee heraus, üppige grüne Stengel und Blumen mit wunderschönen silberweißen Blüten.
Als nun alle Mönche dieses Wunders gewahr wurden und erkannten, dass es wirklich die Pflanze war, die der Abt aus dem Weihnachtswundergarten mitgebracht hatten, berichteten sie dem Bischof von diesem Wunder. Da wurde der so bleich, als sei er einem Toten begegnet. Er erinnerte sich an die Abmachung, die er vor über einem Jahr mit dem Bischof getroffen hatte - und erließ den Freibrief für den Räubervater, der nun wieder unter den Menschen leben konnte; er, seine Frau und die 5 Kinder.
Man hat diese Pflanze "Christrose" genannt; und jedes Jahr sprießt und blüht sie um die Weihnachtszeit, als könnte sie nie und nimmer vergessen, dass sie einmal in dem großen Weihnachtswundergarten gestanden hat."
Und so erinnert sie an Gnade und Barmherzigkeit, an Veränderung, Umkehr und Neues Leben.... bis heute.
Das ist das Wunder, das Geheimnis, der große alte und neue Schatz!
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20 Kommentare:
wunderwunderschöne Geschichte :)
Vielen Dank dafür!
Ich wünsche dir einen schönen, entspannten 2. Advent!
Liebe Grüße,
Bianca
Eine schöne Geschichte. Danke!
LG
und eine schöne Adventszeit
Carmen
eine sehr schöne Geschichte auch deine Decke gefällt mir sehr gut.
Deine Handstulpen sich super ich habe mir auch die Anna gekauft und werde sie stricken ein tolles Geschenk für Weihnachten ich wünsche dir einen schönen 2. Advent.
LG Moni
vielen Dank für die wunderbare Geschichte. Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit.
Liebe Grüße
Maria
Liebe Ingrid,
danke dir für die schöne Geschichte, sie war jetzt mein Betthupferl.
Ich wünsche dir einen schönen zweiten Adventssonntag
LG Eva
Uff - heute gibt es eine Verschnaufpause! Keine Idee für ein weiteres Weihnachtsgeschenk, das wir nähen könnten, sondern das, was auch im Advent ganz ganz wichtig ist: Besinnlichkeit.
Deine gesticken Christrosen
sind etwas ganz Besonderes. Eine Tischdecke, die man nur zu einer ganz bestimmten Zeit auflegt, hat sowieso schon eine "Sonderstellung". Man sieht mit wieviel Liebe sie gefertigt ist!
Vielen Dank für diese schöne Geschichte. Ich kannte sie noch gar nicht und finde sie sehr schön! Ichhabe auch Christrose in meinem Gärtchen - allerdings kommen die immer erst im Feburar oder März. Ist das wohl eine andere Sorte?
Christrosen sind auch für mich mit einer ganz besonderen ERinnerung verbunden. Sie waren die Lieblingsblumen meine verstorbenen Onkels. Ichhabe ihm an Weihnachten immer ein STräußchen davon geschenkt.
Leider ist er schon seit einigen Jahren nicht mehr bei uns. Aber an ihn und an die Christrosen denke ich an Weihnachten immer!
liebe Grüße und vielen Dank für das schöne Türchen.
Ellen
Vielen Dank, dass Du an diese wunderschöne Geschichte erinnerst!
Eine gesegnete Adventszeit Dir,
Ev
Ganz lieben Dank für diese wunderschöne Geschichte, die mir Zeit zum Entspannen geschenkt hat.
Liebe Grüße
Eulchen
...ich schließe mich an und
sage danke für die schöne
Geschichte und den zauberhaften
Bildern,der Christrosen
und der Decke,
dir eine schöne Adventszeit,
lg
agnes
Das ist eine wunderbare Geschichte, ich bin ganz darin versunken und habe vergessen, was ich anstatt machen wollte!
Einen schönen Adventssonntag wünscht Sigrun
Danke für die schöne Erzählung, ich kannte diese Geschichte nicht und finde es spannend wie die Christrose zu Ihrem Namen gekommen ist. Das Ritual mit Deiner schönen Tischdecke kann ich gut nachvollziehen, gerade in dieser schnelllebigen und vergänglichen Zeit bringt es einem ein Gefühl von Geborgenheit.
Ina
Vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte. Ich werde sie mir ausdrucken und heute Abend nochmal ganz in Ruhe und bei Kerzenschein lesen.
Herzliche Grüße
Elke
danke, liebe Ingrid für dieses 4. Türchen und die wundervolle Geschichte der Christrose...
die mit viel Liebe und Herzblut gestickte Decke erinnert mich an das Zuhause meiner Großeltern, dort wurden zu Festzeiten auch immer diese selbstbestickten Decken aufgelegt...eine sehr schöne Erinnerung!!
viele, liebe Grüße schickt Dir Traudi, die Dir einen besinnlichen 2. Advent wünscht
Auch ich sage danke schön für die Erzählung, die Christrose ist wirklich eine ganz zauberhafte Blüte.
Lg, Angelika
Ich war sehr überrascht, als ich heute auf deinen Blog kam. Diese Christrosen kenne ich nämlich, ich habe sie ebenfalls gestickt. Genau die Gleichen. Bei mir befinden sie sich auf einer Mitteldecke und sie wird ebenfalls jedes Jahr aufgelegt. Gehört zu dieser Zeit!
Es ist ein ganz besonderer Post, den du uns geschrieben hast, besonders schön!
Danke dir für deine Mühe, und einen schönen 2. Advent, mit einem lieben Gruss - Brigitte
Liebe Ingrid, ich danke Dir von Herzen für dieses liebe Türchen. Es ist 2. Advent, wir haben gerade schön gefrühstückt und ich meiner Familie diese Weihnachtsgeschichte vorgelesen.
Ganz wunderbar :-)
Liebe verschneite 2. Adventsgrüße
Birgit
So eine wunderschöne Decke, also dann genieße Deinen Tee heute darauf, aber nicht kleckern......
Und auch eine schöne Geschichte, ich werde auch mal daran denken, mir so eine Blume in meinen Garten zu holen, danke Dir und einen schönen Advent, liebe Grüße margit
Liebe Ingrid,
ein wunderschöner Beitrag zum 04.12.. Hab herzlichen Dank dafür.
Liebe Grüße
Gabi
eine schöne Geschichte wunderbar in deinen Blog mit der walten Stickerei eingestellt
Winterblumen gibt es noch mehr ...
Frauke
eine wunderschöne Geschichte, ich hab sie sehr gern gelesen...
vielen Dank
Tina
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