Donnerstag, 3. September 2009
Die Teck
Obwohl mein Vertrauen in die Qualität schwäbischer Bildung und Heimatkunde
mittlerweile immer mehr erschüttert wird: die Teck kennt bei uns doch noch jedes Kind.
Stolz wie eine Königin auf ihrem Thron steht sie auf einem Vorberg der
Schwäbischen Alb. Von weit her ist sie zu sehen,
aus den Dörfern und Städten des Albvorlandes kann sie nicht übersehen werden.
Orte tragen sie als Namenszusatz, Geburtsurkunden und Abiturzeugnisse führen sie auf!
Beim Anflug auf Stuttgart-Echterdingen ist sie wichtigster Orientierungspunkt,
danach kommt dann das Filderkraut!
Die Teck - eine Wanderung, einen Spaziergang ist sie immer wert,
zu jeder Jahreszeit, zu jedem Wetter. Viele Wege führen auf die Teck, kurz und lang,
aber steil sind sie alle. Leicht macht sie es nicht, Diva, Königin, die sie ist.
Einen Spaziergang auf die Teck, ein Mittagessen in der Burgschänke
habe ich am Dienstag zusammen mit dem 2. Ishbel-Tuch verschenkt.
Bevor nun der Sommer endgültig geht, wollte ich ihn noch einlösen.
Beim Aufstieg vom Hörnle noch bestes Wetter, Sonne und der erste Herbststurm,
steil der Weg, eine halbe Stunde wohl, Wald am Ostabhang, alte mächtige Bäume...
Oben dann ballen sich die Wolken,
aber wir sitzen wunderbar im trockenen, Fensterplatz in der Wirtschaft,
ein gutes Essen, dazu das Spiel der Wolken,
der Blick bis zum Stuttgarter Fernsehturm -
plötzlich ist alles weg, Regen schlägt gegen das Fenster.
Wenig später alles wie blankgeputzt,
greller Sonnenschein wechselt mit Nebel, Fetzen steigen auf aus dem Wald - mystisch fast. Und weit geht der Blick übers Land.
Die Teck - nicht so alt, wie sie aussieht,
erst vor gut 100 Jahren vom Schwäb. Albverein so gebaut, wie sie heute ist.
Von den alten Mauern dagegen ist nicht mehr viel da.
Viel ließe sich erzählen über diese Burg und ihre Bewohner,
selbst die Queen führt die Teck unter ihren vielen Titeln...
aber sei es drum:
die Teck - nicht so alt, wie sie aussieht und doch viel älter -
eine Geschichte aus alter, aus sehr alter Zeit,
eine Geschichte, zeitlos und ohne Zeit,
eine Geschichte, wie sie Kinder immer wieder verlangen zu hören...
Die Geschichte von der Sibylle von der Teck:
In alten Zeiten lebte auf der Teck in einem prächtigen unterirdischen Schloss,
unmittelbar unter dem Felsen, da wo noch heute der Zugang zum Sibyllenloch ist,
die Sybille, eine weise, eine gütige Frau. Wo immer Not auftrat, half sie den Menschen mit Tat und auch mit Rat, denn wie es die Art der alten Sibyllen, der Prophetinnen ist,
konnte sie die Zukunft vorhersagen, aber auch die verflochtenen Dinge der Gegenwart klar erkennen und voneinander unterscheiden.
Und so war ihr Rat geschätzt bei Frauen und Männern im Land. Und ihr Reichtum an Gold und Edelsteinen war unermesslich.
Und doch - auch die Sibylle lebte dort oben nicht glücklich und zufrieden, kein Märchen, in dem am Ende alles gut ist. Ihre Söhne waren grausame Raubritter, Trunkenbolde und ohne Respekt, weder vor den Menschen, noch vor allem, was heilig ist.
Von den umliegenden Burgen aus, dem Rauber, der Diepoldsburg und dem Wielandstein plünderten und quälten sie Bauern und Kaufleute gleichermaßen. Alle Vorhalte, alle Ermahnungen der Mutter änderten nichts.
Aus Gram darüber verließ die Sybille deshalb eines Abends das Land für immer.
Auf einem feurigen, von Katzen gezogenen Wagen fuhr sie durch sie den
Teckberg hinunter ins Tal, der untergehenden Sonne entgegen, nach Nordwest.
Lange noch sah man ihr rotgoldenes Haar glänzen, dann war sie weg.
Keiner weiß, wo sie ist.
Aber bis zum heutigen Tag sprießen auf einem schmalen Streifen zwischen
Dettingen, Owen und Beuren Gras und Korn üppiger und reicher als anderswo,
genau da, wo ihr Wagen das Land ein letztesmal berührte, bevor sie für immer
verschwand!
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3 Kommentare:
... schön hast du das geschrieben.
Man fühlt sich so mitten hinein versetzt in deine Wanderung mit den aussagekräftigen Fotos.
Toll auch deine Drachensocken. Da hast du eine hübsche Farbe und ein schönes Muster gewählt.
Habe ein erholsames schönes Wochenende!
LG Heike
Man sieht die Sybillenspur wirklich. Aber vielleicht stammt die Spur auch von den Römern. Man kann es nicht genau beweisen, aber im Seeburgertal kann man die Spuren der römischen Wagen erkennen. Sie haben sich in die Steine eingraviert. Das war meine erste Begegnung mit Römern im Ländle. Das hat mich sehr beeindruckt.
Schön hast Du die Teckumgebung beschrieben und auch schöne Bilder gemacht.
LG Amelie
liebe Ingrid,
du kommst aus der gegend aus der auch ich stamme. wie sehr ich die teck als kind geliebt habe... danke für diese netten erinnerungen und danke für deinen kommentar auf meinem blog!
grüssle ins schwabenland, itto xxx
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